Werte- und Bedürfnis-Ebene im Jobwechsel

Warum in unsicheren Zeiten die Wechselbereitschaft von Fachkräften im Keller ist, und wie ein Ausweg aussehen könnte.

Vergleicht man die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt mit einem Fußballspiel so genügt es offensichtlich viele Arbeitnehmern die Partie mit 0:0 nach Hause zu bringen. Die Zufriedenheit im Job ist deutlich gesunken – die Bereitschaft sich beruflich zu verändern ebenso*. Resümierend kann man festhalten, dass man sich mit weniger Zufriedenheit arrangiert hat – sprichwörtlich den Ball flach hält.

Doch warum ist dem so, wo doch viele von Selbstverwirklichung sprechen und man als Expertin und Fachkraft gefragt ist wie nie zuvor? Um dieses Phänomen schlüssig zu erklären, müssen wir das Rad der Zeit zurückdrehen.

Doch nicht so schnell. Kommen wir doch zu Ihnen, werte Leserschaft. Überlegen Sie sich kurz, wie zufrieden Sie im Job sind – auf einer Skala von 1 bis 10.

Machen wir das Gedankenexperiment anhand zwei Fragen:
Erstens, was würde ihre Zufriedenheit auf 10 hochdrehen?
   – Mehr Freiraum in Entscheidungen, eine Halbierung des Anfahrtsweges, …
Zweitens, was könnte passieren, das ihre Zufriedenheit im mindestens gleichen Ausmaß vermindern würde?
   – Auftragseinbruch, Kündigungswelle, Umstrukturierung, Gehaltskürzung, Spannungen mit Vorgesetztem, Standortverlagerung …

Wahrscheinlich stellen Sie fest: Die „Downside“ ist größer als die „Upside“. Es gibt scheinbar mehr Schlechtes als Gutes.

Das war in unserer evolutionären Vergangenheit noch stärker ausgeprägt. Ein kleiner Fehler und man segnete das Zeitliche. Unachtsamkeit bei der Jagd, eine Zahnwurzelentzündung, Ausschluss aus der Sippe. Menschen die unachtsam waren oder Risiken eingingen starben und konnten ihre Gene nicht mehr weitergeben. Übrig blieben die Vorsichtigen. Wir sind deren Nachkommen.

Darum spielen wir gerne die Partie mit 0:0 heim um nochmals zum Fußball zurückzukehren. Es ist empirisch erwiesen, dass ein Verlust emotional doppelt so schwer wiegt wie ein Gewinn in gleicher Größe. Man nennt diesen Phänomen übrigens „Verlustaversion“.

Arbeitnehmer sind also tendenziell risikoscheu. Bei reflektierter Betrachtung macht das Sinn: Warum etwas wagen, um den Anfahrtsweg zu halbieren, um dafür gleichzeitig einen schwierigen Vorgesetzten zu riskieren? Wieso nach mehr Freiraum trachten, wenn man dadurch mitten in einer Umstrukturierung landet? In fast allen Fällen übersteigt das Karriererisiko den möglichen Gewinn.

Der einzige Weg die „Verlustaversion“ auszugleichen ist es, das Gefühl der Unsicherheit durch Vertrauen zu ersetzen. Das freundliche Job-Interview und die Benefits reichen da nicht mehr aus. Es geht um das Schaffen von Vertrauen und das Abholen eines Kandidaten auf tieferliegenden Ebenen. Die vertrauensbildenden tieferliegenden Ebenen finden wir bei den Werten & Bedürfnissen eines Menschen.

Wir als Consolution erkannten diesen Vertrauens-Faktor und erarbeiteten gemeinsam mit der JKU Linz ein Instrument zur Erhebung der Werte- & Bedürfnis-Ebene. Denn nur wer das Vertrauen hat, dass seine individuellen Werte & Bedürfnisse ausreichend Beachtung fanden, kann klare Entscheidungen mit gutem Gewissen treffen.

Klare und sichere Entscheidung führt über den Weg des Vertrauens – so viel steht fest.

* Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie des Karriereportals Monster (Vergleich 2010 mit 2020)